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HINTERGRUNDBEITRAG

Mittelstand statt Mittelmaß.

27. Februar 2024
4 Minuten
Unternehmen gründen und erben
Unternehmerin oder Unternehmer

Rückgrat der deutschen Wirtschaft, Konjunktur- und Beschäftigungsmotor, Garant für Innovation, Qualität und Verlässlichkeit – international und vor Ort: Der deutsche Mittelstand steht für Tradition und hat einen hervorragenden Ruf. Doch die Herausforderungen nehmen zu.

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Interessant für Sie, wenn...

  • Sie sich für die Bedeutung und Entwicklung des Mittelstandes in Deutschland interessieren.

  • Sie selbst ein kleines oder mittleres Unternehmen führen oder sich in einer Leitungsposition befinden.

  • Sie mehr über die Stärken der Betriebe erfahren wollen.

Mittelstand prägend für Wirtschaftsstandort Deutschland.

Die nackten Zahlen sprechen eine klare Sprache: In Deutschland gibt es laut Statista rund 6,1 Millionen Betriebe und Selbstständige im Mittelstand. Diese erwirtschafteten einen Umsatz von rund 5,6 Billionen Euro. Etwa 55 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Und die deutschen Mittelständler beschäftigen 80 Prozent der Auszubildenden.

Die Liste ließe sich fortführen, deutlich wird aber vor allem eins: Der Mittelstand prägt entscheidend den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Charakteristiken reichen von bodenständig, werteorientiert bis hin zu innovativ. Positiv beurteilt wird außerdem die oft von einer starken Vision ihres Gründers geprägte Kultur und die langfristige Orientierung der Geschäftspolitik. Vor allem dank dieser Kriterien erweisen sich kleine und mittlere Unternehmen in der Regel auch als enorm krisenfest. Viele der Firmen betreiben selbst in einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld eine langfristig orientierte Personalpolitik, investieren in ihre Beschäftigten und bilden aus.

Besonders bemerkenswert ist zudem die Vielfalt der Firmen und Geschäftsmodelle. Ob das traditionelle Familienunternehmen, das junge Start-up, die innovative High-Tech-Firma, der Gastronom, die Einzelhändlerin oder der Handwerksbetrieb – die breite Mischung macht den deutschen Mittelstand so besonders.

Starkes Image.

Der gute Ruf geht weit über die Landesgrenzen hinaus. Neben traditionellen Marken gilt das besonders für die sogenannten „Hidden Champions“. Schätzungen zählen mehr als 1000 dieser oft inhabergeführten und sehr innovativen Unternehmen zu den verborgenen Weltmarktführern in ihrer jeweiligen Nische und tragen so entscheidend dazu bei, dass Deutschland zu den führenden Exportländern weltweit gehört. Kein Wunder also, dass sich der deutsche Mittelstand international zum Markenzeichen („German Mittelstand“) entwickelt hat.

Der Stellenwert des Mittelstands wird jedoch oftmals auf seine ökonomische Bedeutung verkürzt. Dabei zeigen empirische Untersuchungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, dass auch der gesellschaftliche Beitrag keinesfalls zu vernachlässigen ist. Neben harten Fakten wie Arbeitsplätze und Exportstärke sind auch die weichen Faktoren von immenser Bedeutung. Dazu zählt das IfM die Wertschätzung und Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten, die Schaffung von Zukunftsperspektiven sowie den Erhalt der Lebensqualität in der Region.

Viel mehr als nur Arbeitgeber.

Das habe sich besonders während der Corona-Pandemie gezeigt. Viele mittelständische Unternehmen suchten ihre Beschäftigten trotz ökonomischer Schwierigkeiten zu halten und entwickelten in kürzester Zeit alternative Geschäftsmodelle. Damit trugen die Unternehmen – neben den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen – entscheidend dazu bei, dass die Vielfalt des Mittelstands in den Regionen weitestgehend bestehen, die Versorgung der Bevölkerung gesichert und die Arbeitsplätze erhalten blieben.

„Der Mittelstand leistet aber nicht nur in Krisenzeiten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, sondern er trägt auch generell zur Zukunftsfähigkeit und Krisenfestigkeit von Regionen bei. Dabei geht sein gesellschaftlicher Beitrag weit über messbare Ergebnisse hinaus“, erklärt Studienleiterin Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen).

Positiv ist außerdem, dass in vielen der Unternehmen Eigentum und Leitung in einer Hand liegen. Die Folge sind finanzielle Robustheit und solide Finanzen – was den Firmen gerade in Krisenzeiten zugutekommt. So konnten viele mittelständische Unternehmen seit der Finanzkrise ihre Eigenkapitalquote deutlich steigern und sind entsprechend mit einem guten Finanzpolster in die Corona-Pandemie hineingegangen. Eine weitere Folge dieser Organisationsstruktur sind schlanke Strukturen und schnelle Entscheidungsprozesse, was einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber großen Konzernen bedeuten kann.

Experten-Interview: „Das Menschliche steht im Vordergrund.“

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Zum Interview mit Prof. Dr. Nadine Kammerlander

Nachhaltigkeit wird angestrebt.

Auch Nachhaltigkeitsaspekten stehen die Mittelständler recht aufgeschlossen gegenüber. So schätzen knapp 80 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen das Thema als relevant ein, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Heute & Morgen im Auftrag von Gothaer zeigt. Auffällig dabei: Je kleiner das Unternehmen ist, desto ausschlaggebender ist die eigene Überzeugung als Grund dafür, weshalb ökologisch und soziale Aspekte im Unternehmen eine Rolle spielen werden. Weitere wichtige Faktoren sind eine höhere Attraktivität für die Kunden sowie ein besseres Unternehmensimage.

Deutlichen Nachholbedarf hat der Mittelstand jedoch bei der Digitalisierung. Zwar haben viele heimische Mittelständler in der Corona-Pandemie die Digitalisierung in ihren Betrieben vorangetrieben. Laut der KfW rangiert Deutschland in diesem Bereich im europäischen Vergleich dennoch nur auf Platz 16 und damit an der Grenze zum hinteren Drittel. Das Thema sei nach wie vor kein Selbstläufer, schreibt die Förderbank in ihrem „Digitalisierungsbericht“ zur Lage im Mittelstand.  

Vor aktuell großen Herausforderungen stehen die kleineren und familiengeführten Firmen darüber hinaus auch durch das derzeit schwierige wirtschaftliche Umfeld, zunehmende Handelshemmnisse, Innovationsdruck und überbordender Bürokratie. Hinzu kommt die schwierige Suche nach geeigneten Fachkräften.

Nachfolger gesucht.

Positiv stimmt, dass der Mittelstand nicht vom Aussterben bedroht scheint. So wird in den kommenden Jahren die Nachfolgesuche an Bedeutung gewinnen, allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung. Die Zahl der älteren Firmenlenker steigt kontinuierlich, zeigen aktuelle KfW-Zahlen. Demnach ist ein Drittel der Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter. „Die Frage der Unternehmensnachfolge bleibt weiter ein Top-Thema in den Chefetagen des deutschen Mittelstands. Frühzeitiges Abwägen aller Alternativen, und das parallele Mitdenken verschiedener Wege, wird immer mehr zum Erfolgsfaktor werden“, empfiehlt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Die gute Nachricht lautet: Rund 230.000 der insgesamt 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen arbeiten aktuell an einer Nachfolgelösung. Und drei Viertel dieser Betriebe haben sich bereits erfolgreich mit Nachfolgekandidaten geeinigt haben oder befinden sich gegenwärtig in Verhandlungen. Die Chancen, die Nachfolgepläne im Zeitplan zu realisieren, stehen damit gut.

Start-ups als Wachstumsmotor.

Frischen Wind und einen neuen starken Impuls prognostiziert die Unternehmensberatung McKinsey außerdem von Seiten der Start-ups. So seien bis zum Jahr 2030 bis zu 41.000 Gründungen hierzulande möglich, die mehr als 1,4 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen könnten. Deutschlands Start-ups würden sich so zu einem wesentlichen Bestandteil des deutschen Wachstumsmotors entwickeln.

„Unternehmertum ist Teil der DNA der deutschen Volkswirtschaft. Gelingt es, unternehmerisches Handeln wieder zu betonen und ein inklusiveres, stärker vernetztes Start-up-Ökosystem zu schaffen, können sowohl neue Weltmeister als auch starke heimische Wirtschaftsmotoren in ausreichender Zahl gegründet und etabliert werden“, sagt McKinsey-Experte Karel Dörner. Ein neuer unternehmerischer Zeitgeist könne vor allem auch mittelständisch geprägte Start-ups, den „neuen deutschen Mittelstand“, fördern.

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