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HINTERGRUNDBEITRAG

Fehler vermeiden.

12. Februar 2024
5 Minuten
Vorsorgen und absichern
Unternehmerin oder Unternehmer

Eigentlich kennen wir die Grundregeln für erfolgreiches Anlegen. Doch in der Praxis handeln wir oft genug wider besseres Wissen. Und das immer und immer wieder. Warum – und wie können wir es in Zukunft verhindern?

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Interessant für Sie, wenn...

  • Sie als Unternehmer wie auch Anleger Wiederholungsfehler vermeiden wollen.

  • Sie nachhaltig erfolgreicher entscheiden möchten.

  • Sie Fehler machen, obwohl Sie es besser wissen.

Lernen wir wirklich aus Fehlern?

Am liebsten wollen wir Fehler vermeiden. Weil Fehler schmerzhaft und teuer sein können. Andererseits wissen wir auch, dass uns Fehler Dinge lehren, die wir sonst nicht freiwillig gelernt hätten. Und weil wir aus Fehlern lernen können, vermeiden wir in Zukunft vielleicht noch viel kostspieligere und schmerzhaftere Fehler. Nur seien wir ehrlich zu uns selbst: Wir wiederholen die gleichen Fehler viel zu häufig, manchmal ein Leben lang. Die ewigen guten Vorsätze sind da ein offensichtliches Beispiel für. Aber natürlich auch als Anleger unterlaufen uns immer wieder Fehler, die wir eigentlich längst kennen sollten. Besonders häufig sind das eine mangelnde Diversifizierung im Portfolio, weil auf wenige ausgesuchte Titel gesetzt wird – und das „falsche Timing“ beim Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

Warum wir Fehler bei der Anlage machen.

Mit „Behavioral Finance“ hat sich seit langem eine eigene wissenschaftliche Disziplin herausgebildet, die bewusst psychologische und soziologische Einflüsse auf Finanzentscheidungen berücksichtigt. Die Kernfrage der Behavioral Finance ist: Warum treffen wir als Anleger Entscheidungen, die irrational erscheinen. Die Verhaltensökonomie hat dazu vor allem sieben problematische Verhaltensmuster identifiziert:

  1. Systematische Selbstüberschätzung (engl. Overconfidence Bias).

    Die Mehrheit der Investoren hält sich für überdurchschnittlich erfolgreich – eine Feststellung, die qua definitionem unmöglich ist. Nicht nur die eigenen Erfolge, auch das eigene Finanzwissen werden systematisch überschätzt. Zugleich werden mögliche künftige Ereignisse systematisch unterschätzt; entsprechend werden bestimmte Risiken ausgeblendet.

  2. Verzerrter Rückblick.

    Hinterher sind bekanntlich alle schlauer – doch viele Anleger sind überzeugt, dass sie vergangene Ereignisse hätten vorhersagen können. Sie datieren ihr eigenes Lernen quasi zurück, auch wenn das Wissen nachweislich erst später bekannt wurde.

  3. Verlustaversion.

    Ein Verlust in einer bestimmten Höhe wird als dramatischer wahrgenommen als ein Gewinn in exakt der gleichen Höhe. Anleger versuchen darum, Verluste zu vermeiden, indem sie die verlustreichen Werte länger im Portfolio halten. Damit wollen sie einer Verlustrealisierung entgehen und verkaufen eher erfolgreiche Werte. In der Konsequenz bedeutet das aber, dass – so haben es Studien gezeigt – verkaufte Depotwerte anschließend höhere Renditen erzielen als die im Portfolio behaltenen Positionen.

  4. Vergangenheitsübergewichtung.

    Die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden, auf den Anleger übersetzt bedeutet das: Was länger zurückliegt erscheint als weniger bedeutsam. Selbst relativ unwichtige Ereignisse werden hingegen bedeutsam, wenn sie noch nicht lange zurück liegen. Das kann zum Beispiel auch dazu führen, Risiken falsch einzuschätzen, weil eine große Aktienmarktkrise schon „zu lange“ zurückliegt.

  5. Mentale Nichtübereinstimmung.

    Konkret bedeutet das: Informationen, die nicht zu unserer einmal festgelegten Meinung passen, werden ausgeblendet oder zumindest unterbewertet. Waren wir in der Vergangenheit überzeugt, dass eine bestimmte Anlage richtig ist, sind wir als Anleger davon nicht so einfach abzubringen.

  6. Magisches Denken.

    Eine andere Form der Selbstüberschätzung, eine Ich-Bezogenheit. Wir rechnen uns einen Anlageerfolg oder Anlagemisserfolg persönlich zu – obwohl es dazu oft genug keinen Anlass gibt, weil meist Schwankungen der gesamten Assetklasse für die Performance eines Wertes verantwortlich sind. Das heißt: Die Auswahl einzelner Wertpapiere innerhalb einer Anlageklasse ist deutlich weniger entscheidend für den (Miss)Erfolg als die Anlageklasse selbst.

  7. Isoliertes Denken.

    Statt das große Gesamte zu betrachten, werden häufig einzelne Daten, Zeiträume oder Argumente isoliert betrachtet. Es ist wie das Bild mit der Zielscheibe, bei der die Ringe der Zielscheibe erst im Nachhinein aufgemalt werden. So kann man immer ins Schwarze treffen, blendet aber große Teile der Realität und z.B. wissenschaftliche Forschung aus.

Warum wir Fehler immer wieder machen.

Diese sieben Erkenntnisse bewahren uns hoffentlich vor Fehlern – sie erklären aber nicht, warum wir schon gemachte Fehler wiederholen, obwohl wir daraus gelernt haben sollten. Einige aktuelle Studien befassen sich (unabhängig von Finanzentscheidungen) auf diese Fehlerwiederholung. Dabei zeigt sich, dass auch häufig gehörte gute Ratschläge wie „langsamer machen“ wenig zu helfen scheinen. Zwar ist es in der Tat so, dass wir viele Fehler ohne großes Nachzudenken begehen. Wir denken nicht weiter darüber nach und folgen einem Impuls. Das merken wir nicht nur beim Essen oder Einkaufen, sondern auch im Anlageverhalten: Die Kurse steigen, also kaufen wir, um die Hausse nicht zu verpassen. Und werfen dabei unsere bisherigen rationalen Überlegungen über Bord.

Doch Untersuchungen haben gezeigt, dass unser Gehirn tatsächlich dazu neigt, nach Fehlern langsamer zu werden. Je schwieriger die Entscheidung wird, desto langsamer treffen wir eine Entscheidung. Das Problem ist nur: Dadurch wurden die Entscheidungen dennoch nicht besser. Roozbeth Kiani vom Center for Neural Science an der New York University erklärt das damit, dass wir uns zu sehr mit dem vorherigen Fehler befassen und dadurch zu wenig auf die anstehende Entscheidung konzentrieren. Das Gehirn versucht zu verstehen, warum es den Fehler zuvor gemacht hatte, und vergleicht die damalige Situation mit der aktuell anstehenden Entscheidung. Dazu kommen Verunsicherungen wie „Was mache ich falsch, stimmt etwas nicht mit mir?“ Kurzum: Wir sind verunsichert, und das Gehirn arbeitet auf Hochtouren, aber an der „falschen“ Aufgabe. Andere Studien kommen allerdings zum Ergebnis, dass wir uns gerade nicht mit unseren Fehlern befassen wollen und dann „abschalten“. So erklären Lauren Eskreis-Winkler und Ayelet Fishbach von der Booth School of Business, University of Chicago, dass wir Fehler als Bedrohung fürs Ego betrachten und uns darum nicht mit ihnen befassen möchten. Haben die Fehler Dritte gemacht, sind wir hingegen deutlich aufnahmebereiter und können aus deren Fehlern lernen.

Unabhängig davon, welche Erklärung letztlich zutrifft, hat die Studie von Kiani gezeigt, dass wir mit mehr zeitlichem Abstand – wenn wir also unsere eigenen Fehler eher vergessen haben – weniger schlechte Entscheidungen treffen. Allerdings können sich Fehlentscheidungen so stark eingeprägt haben, dass wir im Gehirn unweigerlich wieder die gleichen fehlerhaften Wege beschreiten. Das Gehirn kann kaum anders, als den gleichen Weg zu gehen. Ein Beispiel nennt Karin Humphreys von der McMaster University in Ontario/USA: Wir suchen angestrengt nach einem Wort. Wenn es uns endlich eingefallen ist, sind wir überzeugt, dass wir es nicht mehr vergessen werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Das Gehirn wird als Reflex wieder „Unauffindbar“ senden. Andere Versuche zeigen ähnliche Ergebnisse: Wir befassen uns zu wenig mit der Verarbeitung neuer Erkenntnisse, sondern kehren zu stark zu vergangenen Gedanken, Entscheidungen, Fehlern zurück und – anders als gemeinhin gedacht – nicht zu den Lehren daraus.

Experten-Interview: „Wie können wir die gleichen Fehler vermeiden, Frau Dr. Happel?“

Dr. Birgit Happel ist Inhaberin von Geldbiografien® und bettet finanzielle Bildung in individuelle und gesellschaftliche Zusammenhänge ein. Dabei spielt auch das Thema Fehler – und Wiederholungsfehler – eine wichtige Rolle. Sie ist u.a. als freie Vortragsreferentin im Auftrag von „Geld und Haushalt“, dem Beratungsdienst der Sparkassen-Finanzgruppe tätig. Private Banking und Wealth Management sprach mit der Soziologin über Fehlerursachen und mögliche Abhilfen.

Zum Interview mit Dr. Birgit Happel

Den Anleger-Blick nach vorne richten.

Um sich weniger mit der Situation vor dem Fehler zu befassen, sondern stärker mit den Folgen, raten Experten, sich grundsätzlich stärker auf die anstehende Entscheidung und die möglichen Konsequenzen daraus zu konzentrieren. Nur: Das ist leichter gesagt als getan. Doch es gibt Tipps, wie man systematisch erlernen kann, den Fokus zu verschieben. Alice Boyes gibt beispielsweise in der Zeitschrift „Psychology Today“ folgenden Ratschlag: Statt sich fest vorzunehmen, einen früheren Fehler nicht zu wiederholen, sollten Sie sich besser damit abfinden, dass Sie den Fehler wiederholen. Dadurch können Sie sich stärker darauf konzentrieren, mit welchen Strategien Sie verhindern können, (so häufig) in die gleiche Situation zu kommen. Oder wie Sie die Folgen einer Fehlentscheidung reduzieren können.

Wie lässt sich nun in der Anlagewelt vermeiden, die gleichen Fehler zu wiederholen und sich damit gegebenenfalls selbst zu schaden? Zuerst einmal hilft es sicherlich, das Umfeld, in dem falsche Anlageentscheidungen getroffen werden zu ändern. Beispielsweise ändern Sie die Zeit, Umgebung oder Frequenz, in der Sie Zugang zu Ihrem Depot haben. Sollte dies nicht leicht umzusetzen sein (oder nicht helfen), sollten die Auswirkungen des möglichen Fehlers reduziert werden. Praktisch kann das beispielsweise ein reduziertes Tageslimit für eine Order sein. Eine große Hilfe kann zudem der Dialog mit einem Dritten vor einer Entscheidung sein. Diese Person hat nicht Ihre „Fehlerhistorie“ und verhindert dadurch viel einfacher eine Wiederholung von vergangenen Fehlern. Außerdem kann sie helfen, die Perspektive auf die Entscheidung zu verändern und stärker auf die Konsequenzen fokussieren. Schließlich kann es auch helfen, gewisse Entscheidungen vollständig in die Hände von Experten zu legen, beispielsweise eine Vermögensverwaltung. So können Sie erst gar nicht in gewisse Verhaltensmuster fallen.

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Sie möchten wissen, wie es besser geht? Oder ärgern sich mögliche Wiederholungsfehler? Sprechen Sie vertrauensvoll mit Ihrer Private-Banking-Beraterin oder Ihrem Private-Banking-Berater von der Sparkasse, welche Lösungen optimal für Sie wären.

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